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Volles Programm bei bestem Wetter

Das Wetter und das Canadierrennen des Kanu-Club Bietigheim: in der Vergangenheit waren diese beiden nicht die besten Freunde gewesen. Man erinnere sich an ehemalige Veranstaltungen, an denen die Drinks ein paar wackeren Verbliebenen per Regenschirm serviert wurden oder an den sagenumwobenen Samstag, an dem in aller Herrgottsfrühe ein Bissinger Bauer dem Verein einen Großteil seiner Strohernte überlassen musste, damit die KCBler dem Wacken-Feeling entgegenwirken und das Gelände großflächig abdecken konnten. Eine ganze Kindergeneration schwärmt bis heute von Stroh-Burgen und -Schlachten.

Auch in diesem Jahr versprachen die verschiedenen Wetter-Apps nichts Gutes: noch in der Mitte der Woche vor dem Festwochenende sah es wieder so aus, als würden Regen und Gewitter unsere Besucher davonspülen – oder gar nicht erst erscheinen lassen.
Doch je näher der Termin rückte, umso hoffnungsvoller sah die Lage aus: die dunklen Wolken verschwanden sowohl aus der App als auch aus den sorgenvollen Köpfen und heiß und strahlend erwachte der Samstag Morgen über Bietigheim. Zahlreiche Konkurrenzveranstaltungen waren an diesem Wochenende in der Umgebung angekündigt, doch diese konnten im wahrsten Sinne des Wortes locker “ausgebootet” werden, denn wo kann man sich bei Hitze angenehmer aufhalten als am und im Wasser? So zumindest die Hoffnung!
Um 14.00 startete der Festbetrieb gleich sehr vielseitig: die Kanu-Polo-Gruppe sorgte vor zahlreichen Zuschauern für spannende Action, während Grill und Waffeleisen dieTemperaturen zusätzlich in die Höhe schnellen ließen. Auch die Kinder konnten sich schon mal an der Spielstraße und einer neu eingeführten Aquarell-Malstation zum Thema Wasser beschäftigen.

Das mit Spannung erwartet Highlight folgte auf dem Fuß! Slalomjugend-Trainer Elias Epple hatte zusammen mit anderen Jugendlichen aus seinem Team eine einzigartige Idee umgesetzt: die ersten Bietigheimer Stadtmeisterschaften im Kanu-Slalom für Jedermann sollten ein Glanzpunkt des Canadierrennens werden, für Spaß und Action sorgen und weitere Besucher anziehen. Die Schirmherrschaft des Bürgermeisters und zahlreiche Sponsorenpreise hatte er dafür extra an Land gezogen. Und es zeigte sich, dass das Konzept aufging: 86 Starts waren gemeldet und schon bald brodelte und spritzte das Wasser der Enz in spannenden Zweikämpfen, die sowohl in Slalombooten in den Kategorien 1er, 2er und Gruppe, als auch in Wildwasserbooten absolviert werden konnten. Die übliche Idylle am Vereinsgelände wurde zusätzlich von den wilden Anfeuerungsrufen der Zuschauer zunichte gemacht. Schweißüberströmte, prustende Wettkämpfer wurden von ebenso schweißüberströmten Fans an Land gezogen und schon ging es weiter! Nicht nur Kraft und Technik waren gefragt, sondern auch das exakte Durchzirkeln der Slalomtore in der richtigen Reihenfolge durfte nicht versäumt werden. Manch einer erklärte Fahrfehler im Nachhinein mit zu hoher eigener Geschwindigkeit, die das Lesen der Zahlen an den Toren unmöglich gemacht hätten – doch solche Ausführen sollten einfach dahingestellt bleiben.

Vorbildlich übrigens hatte Team Elias mit Absperrbändern für Struktur auf dem Wasser gesorgt, so dass während des gesamten Rennens vereinsfremde Boote und SUPs durch einen Korridor passieren und die von den Kindern schon heiß ersehnten Canadierfahrten problemlos gleichzeitig laufen konnten. Auch sonst war das Rennen professionell und unaufgeregt organisiert worden – Hut ab vor der jungen Generation, der man doch gerne mal nachsagt, die meiste Zeit völlig planlos vor dem Handy zu vergammeln!

Während unten am Fluss noch die letzten Rennen liefen sorgte auf der Wiese schon Coverrock-Band BeautyCase für Stimmung! Mit Songs von den Foo Fighters, Red Hot Chili Peppers oder Mando Diao unterstrichen sie passend die sommerliche Atmosphäre unter schattigen alten Bäumen am Fluss. Patrick Reyhinger mixte hinterm Tresen seiner traditionellen “Paddelbar” die dazu gehörenden Drinks und während sich die Dämmerung senkte hatten sich die begeisterten Zuhörer schon ihre eigene Tribüne errichtet, indem sie Bierbänke im Halbkreis um die fünf Musiker aufbauten. Großen Applaus erhielten aber nicht nur die “BeautyCaser”, sondern kurz darauf auch die Wettkampfpaddler bei der folgenden Siegerehrung.

Und nun wurde erst richtig gefeiert! Das Rennen und das Wetter hatten tatsächlich, wie erhofft, allerlei Besucher zum Fest gebracht – das Mitfeiern (und natürlich helfen bei den verschiedenen Schichten) der Vereinsmitglieder ist selbstverständlich Ehrensache! An der Bar herrschte Hochbetrieb und die Gäste beschränkten sich längst nicht mehr aufs Musikhören sondern tanzten und sangen begeistert mit! In diesem Jahr hatte sich anscheinend kein Anwohner über “Krach” beschwert, so dass die Band zahlreichen “Zugabe!”-Forderungen Folge leisten musste, etliche Bierkrüge wurden zum Schmieren der Stimme herbeigeschafft und mit einem A Cappella-Ständchen endete die Party spät in der Nacht!

Doch damit war das Festwochenende natürlich längst nicht zu Ende! Am Sonntag wurde es traditionell! Wie seit rund 35 Jahren strömten Sportler und Zuschauer auf das Gelände um beim namensgebenden Canadierrennen dabei zu sein! So viele, dass zuerst die Weißwürste und im Laufe des Tages auch die verschiedensten anderen Speisen ausgingen. Verhungern musste jedoch keiner und das war auch gut so! Denn der Wettkampf im mit sechs Leuten plus Steuermann des Vereins besetzten Canadier ist äußerst kräftezehrend und verlangt anschließend nach sofortigem Auffüllen verbrauchter Kalorien und Flüssigkeit! 65 Teams aus Freunden, Familie oder Kollegen hatten sich gebildet, um die etwa 1,2 Kilometer lange Strecke flussab- und flussaufwärts zu bewältigen. Um hier erfolgreich zu sein kommt es auf Kraft und synchronen Paddelschlag an. Mehr oder weniger gut umgesetzt wurden auch an diesem Tag die Wettkämpfer vom Ufer aus emotional angefeuert.

Kurz täuschte das Wetter am Nachmittag mit ein paar Regentropfen das traditionelle Bootshausfestwetter an, doch bevor die ersten das Gelände verlassen wollten riss es auf und die letzten Rennen und die Siegerehrung konnten wieder bei schönstem Sonnenschein über die Bühne gehen!
Gemütlich war anschließend der Ausklang, viele alte und neue Gesichter waren beim Fest dabei gewesen, es konnte so Einiges erzählt und erlebt werden und alle waren sich einig: in diesem Jahr hatte sich die Mühe rund um das organisatorisch sehr aufwändige Fest mehr als gelohnt! Gerne wieder so! (Und wer von Euch war derjenige mit dem guten Draht zum Wettergott?)