(Ein Artikel von Walter Christ)
Mittwoch. Fischerpfad im Ellental. Es ist schon etwas kühl an diesem Herbstabend. Der Hausfluss Enz erscheint in der rasch zunehmenden Dämmerung mystisch schwarz, als sich knapp ein Dutzend Jugendlicher zusammen mit ihrem Chefcoach Elias Epple in ihren bunten Kanus in das hier etwa drei Meter tiefe, kalte Wasser begeben.
Bald herrscht an den zwanzig Hindernis-Stangen reger Schiffsverkehr, zumal auch noch eine Handvoll KCB-Wildwasser-Freizeitsportler flussabwärts kommend gerade hier anlegt. „Die Arme strecken, Christine!“ oder „Matteo, was ist los?“, ist beispielsweise zu vernehmen, wenn die zwei Mädchen und restlichen Buben üben und üben, wie man am elegantesten, das heißt konkret ganz schnell und ohne an den Stangen anzuecken, die Slalom-Kurve kriegt.
Slalom ist eine sehr trainingsaufwändige Sportart
Dass sich die ganzjährig drei Mal pro Woche eineinhalb Stunden akribisches Training einschließlich des speziellen Übens der diffizilen „Eskimorolle“ im Bissinger Hallenbad plus zusätzlichem Krafttraining zuhause oder im KCB-Kraftraum letztlich auch lohnen, reflektiert zum eben erfolgten Saisonabschluss (Saison: März bis Oktober) eine Erfolgsbilanz. Sie passt jedenfalls prima zum Jubiläum des im Frühjahr 1954 gegründeten Vereins.
Hier nun ein Auszug aus den zahlreichen positiven Ergebnissen in dieser Saison:
Bei der Baden-Württembergischen Meisterschaft: Elias Epple, Wolfgang Kannowade und Linus Buchholz Vizemeister Kajak Einer Mannschaft Leistungsklasse. Lotte Föll, Theresa Prachowsky und Mona Iburg Vizemeisterinnen Kajak Einer Mannschaft U18. Mona Iburg Vizemeisterin Kajak Einer U18. Elias Epple Meister Kajak Einer U18. Linus Buchholz Meister Canadier Einer Leistungsklasse.
Süddeutsche Meisterschaft: Lotte Föll, Theresa Prachowsky und Mona Iburg 3.
Platz. Kajak Einer Mannschaft U18. Micha Feldtkeller – Elias Epple, Linus Buchholz – Bruno Götz Vizemeister Canadier Zweier Mannschaft Leistungsklasse (Renngemeinschaft BW mit Ketsch). Micha Feldtkeller – Elias Epple Meister Canadier Zweier U18. Liam Goldschmidt 3. Kajak Einer U10.
Erstmals gab es eine Teilnahme beim Junioren-Europa-Cup der European Canoe Association in Augsburg, dem größten Kanuslalom-Event weltweit auf der Olympiastrecke von 1972 und der WM 2022: Elias Epple erreicht bei einem sehr großen internationalen Starterfeld das Finale und schließt dieses als 27. ab.
Teilnahme am Deutschland-Cup in Metz mit größtem deutschen Starterfeld mit 106 Startern in der Altersklasse U18: Elias Epple schließt das B-Finale als 24. ab
Teilnahme bei Deutscher Schüler-Meisterschaft in Hildesheim: Matteo Roth (Kajak Einer U12) qualifiziert sich im 1. Heat direkt für das Halbfinale und schließt dieses als 16. ab. Noah Goldschmidt (Kajak Einer U12) verpasst als 7. die Qualifikation für das Halbfinale knapp und schließt die DSM als 32. ab. Matteo Roth erreicht zusammen in einer Renngemeinschaft BW mit Ulm einen 16. Platz in der Mannschaft (Kajak Einer U14).
Teilnahme bei der DM in Haagen Hohenlimburg: Viele hochrangige Teilnehmer aus der Nationalmannschaft, sogar Olympiasieger, waren dabei. Elias Epple (Kajak Einer U18) qualifiziert sich im 1. Heat direkt für das Halbfinale und schließt dieses als 24. ab. Die Mannschaft (Kajak Einer U18) aus Elias Epple, Joel Goldschmidt und Bruno Götz erreicht den 19. Platz
Aufnahme der Schüler Matteo Roth und Liam Goldschmidt in den BW-Kader. Die letzten zehn Jahre gab es solch eine Aufnahme nicht mehr.
Erfolgreiche Teilnahme von Matteo Roth am bundeseinheitlichen Landeskadertest, um die Bestätigung des Bundes zu erlangen.
Zur positiven Entwicklung zählen mit Joel Goldschmidt, Tim Baldes und Micha Feldtkeller auch drei neue Nachwuchstrainer. Außerdem hat der Verein neue Sponsoren gewonnen.
Unter den Besten im Land
Der KCB-Nachwuchsbereich gehört laut Elias Epple „mittlerweile zu den Besten in Baden-Württemberg. In der Nachwuchsförderung sind wir der zweitgrößte Verein des Landes nach dem Landesstützpunkt Waldkirch“. Der Verein ist demnach durchaus stolz darauf, dass er seit diesem Jahr wieder Athleten im Landeskader hat und bei nationalen wie internationalen Meisterschaften erfolgreich vertreten ist.
Ein Klub übrigens, der einst schon beispielsweise mit dem Doppel-Weltmeister Wolfgang Jogwer, dem WM-Dritten Ulrich Raysz und der Europameisterin Anne Hübner international eindrucksvoll glänzte. Eine Anekdote am Rande: Laut Jürgen Klein hatte der KCB einst auch „das höchste Vereinsheim der Welt“: Es befand sich in einem Pfeiler des Bietigheimer Enzviadukts.
Besonders bemerkenswert ist die positive Leistungssport-Entwicklung deshalb, weil die rund 500 Mitglieder große Gemeinschaft – davon sind 55 Kinder und Jugendliche sowie ein Drittel weibliche Paddlerinnen – die Erfolge trotz nicht optimaler Wildwasser-Trainingsbedingungen erreichte und man zu Lehrgängen auch bis nach Österreich, Frankreich und in die Schweiz ausweichen muss.
„Um so wichtiger ist es, dass uns für den Trainingsbetrieb die Fläche am Fischerpfad erhalten bleibt“, betonten unisono KCB-Vorsitzender Jürgen Klein und der Sportwart Kanu-Slalom Hannes Krause zusammen mit Aktiven-Trainer Elias Epple im Gespräch mit der BZ. Die Genannten freuen sich sehr über die im Vergleich zu Vorjahren herausragenden Erfolge ausgerechnet im Jubiläumsjahr; insbesondere aber auch „über den enormen Zuwachs an Mädchen in diesem doch etwas harten Wildwasser-Sport“.
Was aber ist das Reizvolle daran, mit dem Paddel fortwährend „in See“ zu stechen? Die drei von uns befragten jugendlichen Leistungsträger Liam Goldschmid (10), Joel Goldschmid (15) aus Ludwigsburg und Matteo Roth (11) aus Leonberg äußerten sich nahezu kongruent: „Ich mag gerne Wasser, den Spaß am Sport in der frischen Luft, in der Natur, und die Eleganz, die man dazu braucht“. Beim KCB finden sie „die Trainer sehr nett“, freuen sich auch über andere Angebote und fühlen sich hier „einfach richtig wohl“.