70 Jahre Kanu-Club Bietigheim: dass wir nicht nur auf den Gewässern der Welt aktiv sind, sondern auch gerne feiern wurde mit dieser Veranstaltung einmal mehr bewiesen! Warum bis zum 75. Jubiläum warten, wenn man doch auch gleich feiern kann? Von der Idee bis zur Umsetzung dieses doch recht spontanen Vorhabens verging gerade mal ein halbes Jahr. Im Frühsommer beschlossen, Ärmel hochgekrempelt und mit einem kleinen, aber effizienten Team umgesetzt erwies sich die Spontaneität gleich als Glücksfall. Denn eigentlich kam nur noch ein Termin und eine Location in Frage, um die 170 feierwütigen Paddler zu beherbergen. Und so kamen dann alle am 1. Dezember in einer stimmungsvoll vorweihnachtlich dekorierten Kelter unter den malerischen alten Holzbalken zusammen. Schöner hätte das Ambiente nicht sein können, da waren sich alle einig! Über zwanzig leckere, selbstgebackene Kuchen auf dem Buffet sorgten für noch mehr gute Laune und die Vereinsmitglieder zeigten gleich, dass ein ordentlicher Paddlerhunger unabhängig von bewältigten Flusskilometern ist.
Und dann ging es auch schon los mit allerlei Prominenz: Erster Bürgermeister Michael Hanus und TSV-Ehrenvorsitzender Günter Krähling grüßten und beglückwünschten den Verein, moderiert vom Ersten Vorsitzenden Jürgen Klein, der unterhaltsam auch durch den Rest des Programms führte.
Nach den Grußworten hieß es erst einmal: back to the roots! Denn dass auch unser Verein damals im Jahre 1954 ganz klein begonnen hatte, konnten gleich zwei Zeitzeugen berichten. Gründungsmitglied Klaus Schöllkopf (der nebenbei natürlich gleich zu 70 Jahren Mitgliedschaft geehrt werden konnte) hatte Einiges zu berichten: nur durch Zufall sei der Kanu-Club entstanden. Eigentlich hatten er und fünf weitere Schulkameraden zusammen Tischtennis gespielt und waren ab und zu mit ihren Faltbooten auf der Enz und in der näheren Umgebung unterwegs gewesen. An einem Turnier in den französischen Seealpen wollten sie aber dennoch teilnehmen. Da die Teilnahme allerdings nur Vereinen gestattet war gründeten sie mit einem weiteren Freund kurzerhand einen solchen und heute, 70 Jahre später, kamen Alt und Jung, Drachenbootfahrer, Wanderpaddler, Kanu-Polo-Spieler, Slalomfahrer, Wildwasserpaddler, Wettkampf- und Freizeitsportler zusammen, um dies zu feiern!
Auch räumlich ganz klein angefangen hatte der Club, denn das erste „Vereinsheim“ befand sich in einem Pfeiler des Bietigheimer Viadukts, so berichtete Architekt Wio in Wort und Bild.
Die Heimatsuche ging über das ehemalige und oft vom Hochwasser überspülte Flussfreibad an der Enz bis die Stadt uns Anfang der 90er Jahre das Gelände direkt gegenüber zur Verfügung stellte, auf dem das heutige, bestens ausgestattet Gebäude steht. Das Bild eines einsamen Bauwagens auf der grünen Wiese markiert den Beginn einer beispiellosen Gemeinschaftsaktion, bei der die Vereinsmitglieder den Bau in reiner Eigenleistung stemmten.
Noch mehr Fotos aus dieser Zeit wurden auf der großen Leinwand gezeigt. Es gab viel zu staunen und zu lachen, wenn Personen auf den 30 Jahre alten Bildern erkannt wurden. Auch am Rande des Geschehens waren Monitore aufgestellt worden, auf denen Bilder aus 70 Jahren Vereinsgeschichte zu sehen waren. In den Pausen versammelten sich verschiedene Grüppchen davor und es entstand ein reger Austausch, Geschichten wurden erzählt und alters- und spartenübergreifend lernte man sich noch besser kennen.
Und wer treibt den Verein heute an, wer sorgt für Mitgliederzuwachs, Spaß auf dem Wasser und einen reibungslosen Ablauf hinter den Kulissen? Auch diese Personen sollten heute im Rampenlicht und auf der Bühne zu sehen sein! Nicht jeder hatte damit gerechnet, doch Flexibilität und Spontaneität stecken wohl in jedem Paddler und so machten alle eine gute Figur und konnte sich über begeisterten Applaus freuen.
Auch das Buffet, bestens vorbereitet vom Team “Koppes Tafelhaus“ sorgte für Begeisterung, auch wenn es angezeigt schien, ein paar Regeln aufzustellen: „esst den Vegetariern nicht ihr Essen weg“, „lasst den Kindern den Vortritt -und damit sind nicht die 15jährigen gemeint“. Doch diese Vorsicht wäre nicht nötig gewesen, denn alle wurden satt und benahmen sich so gut, dass die Servicekräfte im Anschluss an die Veranstaltung ein besonderes Lob an Disziplin und Benehmen der Gäste aussprach. Eine absolut gelungene und höchst unterhaltsame Veranstaltung also bis zu diesem Zeitpunkt! Wie konnte das Ganze nun noch getoppt werden? Natürlich mit einer Paddel-Legende! Eigens aus Rosenheim für uns angereist hatte Olaf Obsommer nicht nur seinen Film über die Gründung des AKC und somit die Entwicklung des Paddelsports der letzten 50 Jahre im Gepäck, sondern stand auch den kompletten Tag für Fragen und Gespräche zur Verfügung. Nur wenige Male mussten unsere sonst gar nicht schüchternen Jugendlichen motiviert werde, doch bald hatten sie nicht nur Spannendes erfahren, sondern auch das ein oder andere persönlich signierte Souvenir ergattert.
Und schon ging es los! Staunend konnte man im Film begutachten, wie in früheren Zeiten mit schweren Langbooten die Stromschnellen der Welt befahren wurden und wie sich das Sicherheitsequipment im Laufe der Jahre, auch Dank des AKC veränderte und entwickelte. Ein rundum gelungenes Jubiläum, so die Stimmung am Ende des Tages! Gute Laune überall und vor allem im Orga-Team auch Erleichterung: alles hatte geklappt, fehlende Beamer, Berge von Arbeit, uneinsichtige Techniker – alles vergessen! Gerne wieder – und hoffentlich nicht erst in 70 Jahren!
Laila Klein
Pressewart